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12-2014

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Aktuelles Die

Aktuelles Die Lebenszykluskosten-Betrachtung zeigt`s: Energieeffizienz rechnet sich! Kläranlage Bachwis (Schweiz) Bild: Gemeinde Fällanden Routenplaner search.ch Beurteilung von Investitionsentscheidungen lediglich Anschaffungspreis oder die Amortisationszeit (Pay-off), nicht aber ein Rentabilitätsmaß (z.B. Barwert), wie es meist in der Lebenszykluskosten- Betrachtung Anwendung findet. Warum die Lebenszykluskosten- Betrachtung auf so große Hindernisse stößt, hat die European Business School (EBS) in einer Umfrage ermittelt. Die Begründungen der befragten Unternehmen reichen von „keine Ressourcen“, „keine Anforderungen durch Kunden“ bis hin zu „kein Berechnungsmodell verfügbar“ und „Zeitaufwand zu hoch“. Dabei lohnt es sich, etwas Zeit und Ressourcen einzusetzen, denn Hersteller und Kunde können gleichermaßen von diesem Weitblick profitieren. Nicht nur, weil die Energiepreise voraussichtlich immer weiter steigen werden. Daher setzt sich der ZVEI für die stärkere Verankerung des Lebenszykluskosten-Gedankens im Öffentlichen Auftragswesen und der Privatwirtschaft ein. Energieeffizienz und die Optimierung spezifischer Produktionskosten sind zentrale, gesellschaftliche und betriebliche Themen, denen sich die Industrie stellen muss. Energieeffiziente bzw. Energieeffizienz schaffende Technologien und Autor: Felix Seibl, Dipl.-Kfm. Geschäftsführung Fachverband Automation Fachbereich Messtechnik und Prozessautomatisierung Lösungen sind auf den ersten Blick oft teurer als traditionelle Effizienzund Modernisierungsmaßnahmen. Über den gesamten Lebenszyklus einer Produktionsanlage zahlen sich Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung und zur Senkung der Lebenszykluskosten einer Anlage aber meistens aus. Und das nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel des Unternehmens. Investitionen in intelligente Technologien, wie etwa moderne Mess-, Steuer und Regeltechnik, führen häufig dazu, dass die Kosten für Energie und Emissionsverminderung niedriger werden und sich die Gesamtkosten für Produktion und Entsorgung drücken lassen. Denn durch moderne Automatisierung ihrer Industrieanlagen sind Unternehmen verschiedener Branchen in der Lage ihre Produktion sicher, sauber und effizient zu steuern. Meist zeigt sich, dass sich Energieeffizienz über den Lebenszyklus eines Investitionsguts auszahlt und die reine Betrachtung von Anschaffungskosten oder Amortisationsrechnung zu kurzsichtig sind. Lebenszykluskosten berücksichtigen Zwar spricht u.a. die öffentliche Vergabeverordnung davon, auch Lebenszykluskosten bei der Auswahl zu berücksichtigen. In Gesprächen mit Mitgliedsunternehmen konnte der ZVEI jedoch feststellen, dass bei diesem Thema noch großes Anwendungspotenzial in der öffentlichen aber auch privaten Wirtschaft besteht. Ein nicht zu vernachlässigender Teil der Akteure nutzt zur Lebenszykluskosten- Berechnungstool So bietet der ZVEI ein mit den Beratern von Deloitte entwickeltes, betriebswirtschaftliches Lebenszykluskosten-Berechnungstool (LCE= Lifecycle Cost Evaluation) an. Es ist unter www.zvei.org/Lebenszykluskosten kostenfrei downloadbar. Das damit verbundene Projekt wurde von den ZVEI-Mitgliedsunternehmen ABB, Auma, Endress+Hauser, Festo, Krohne, Pepperl+Fuchs, Phoenix Standardmäßige Modernisierung (Investitionsprojekt I) Energieeffiziente Modernisierung (Investitionsobjekt II) 8 PC & Industrie 12/2014 11/2014

Aktuelles Contact, Siemens und Vega finanziell unterstützt. Schnelle Transparenz über die betriebswirtschaftliche Auswirkung von zu vergleichenden Effizienzmaßnahmen steht dabei im Vordergrund: Nachdem die Basisinformationen wie Anschaffungs-, Energie-, Betriebskosten usw. eingegeben wurden, vergleicht das Excelbasierte Tool die Projektalternativen anhand ihres Barwertes und der jährlichen Annuität. Es zeigt an, welche Option die Energieeffizientere ist und welche zu den geringeren Gesamtkosten führt. Dabei quantifiziert es die Unterschiede und empfiehlt die vorteilhafte Alternative. Neben der Betrachtung einzelner Komponenten und Komponentenstränge (z. B. drehzahlgeregelte Pumpen, energieeffiziente Motoren, Sensoren zur Prozessoptimierung) ist auch die Einbettung in den ganzheitlichen Anwendungsfall möglich (z.B. Anlagenteile). Folglich werden u.a. die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen von Energieeffizienzmaßnahmen im Gesamtzusammenhang transparent gemacht und Wechselwirkungen berücksichtigt. Die Beschäftigung mit den Lebenszykluskosten schärft insbesondere auch das Bewusstsein für die Kostentreiber der Projektalternativen. Ein Beispiel aus der Praxis Die Grunddaten und weitere Kostenarten der zu vergleichenden Optionen werden jeweils in eine eigene Maske eingegeben. tere Kostenarten der zu vergleichenden Optionen in jeweils eine eigene Maske eingegeben. Felder von Kostenarten, die nicht berücksichtigt werden sollen, werden auf „inaktiv“ gesetzt. Danach lässt sich die automatische Auswertung anzeigen und die Lebenszykluskosten-Betrachtung zeigt ein überraschendes Ergebnis: Über den betrachteten Anlagenlebenszyklus von 15 Jahren ergeben sich bei Alternative II insgesamt um 28% geringere Energieund um 21% geringere Gesamtkosten. Es lassen sich in diesem Fall insgesamt über 300.000 CHF sparen (Lebenszykluskosten: 1,1 statt 1,4 Mio. CHF). Die auf den ersten Blick teurere Variante ist also in Wirklichkeit die preiswertere. Investitionsprojekt II ist in Bezug auf den Barwert der Energie- und vor allem der Gesamtkosten vorteilhaft und wird zur Auswahl vorgeschlagen. Durch Energieeinsparung die Wettbewerbsfähigkeit steigern In der Steigerung der Energieeffizienz liegt ein wesentlicher Schlüssel zur künftigen Verringerung des Bedarfs an installierter Kraftwerksleistung, Minderung der CO 2 -Emissionen und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Nach ZVEI-Berechnungen können in Anlagen der deutschen Industrie und im kommunalen Bereich 10 bis 25% Energieeinsparungen Nachfolgend soll das Berechnungstool an dem konkreten Anwendungsfall der Kläranlage Bachwis (Schweiz) veranschaulicht werden: Zur Auswahl stehen die standardmäßige Modernisierung (siehe Abbildung Investitionsprojekt I), bei der der Sauerstoffgehalt im Belebungsbecken mit einer Zeitsteuerung geregelt wird. Und die energieeffiziente Modernisierung (Investitionsobjekt II), bei der eine kontinuierliche Messung des Sauerstoffgehalts mit Hilfe von Sensoren erfolgt, so dass der Sauerstoffgehalt gezielt und mit weniger Energieeinsatz gesteuert werden kann. Sie ist auch die auf den ersten Blick teurere Variante mit einem um über 50% höheren Anschaffungspreis. Auch die jährlichen Betriebskosten sind hier höher: Dafür lässt sich jede Menge Energie einsparen. Nachfolgend werden die Grunddaten (Anschaffungs-, Energie-, Betriebskosten usw.) und weiallein durch anforderungsgerechte, moderne Automatisierungstechnologie erreicht werden. Somit könnten in Deutschland jährlich bis zu 7 Mrd. Euro an Energiekosten und 11% der CO 2 -Emisionen des industriellen Sektors zusätzlich eingespart werden. Dies gilt, obwohl viele Unternehmen bereits umfangreiche Energieeffizienz-Maßnahmen eingeleitet haben. Neben der Automation tragen auch die anderen Bereiche der Elektroindustrie (Beleuchtung, Energietechnik, Installationstechnik usw.) maßgeblich zur Energieverbrauchs- und CO 2 -Minderung bei. Die Auswahl der dafür notwendigen Effizienzmaßnahmen kann jedoch nur mit dem richtigen Weitblick gelingen. Der ZVEI und andere Verbände setzen sich daher aktiv für eine noch stärkere Berücksichtigung der Lebenszyklus-Betrachtung ein. Und dies auch gegenüber der Politik: Denn um das gemeinsame Ziel zu erreichen, muss die öffentliche Hand ihre Vorbildfunktion noch stärker wahrnehmen. Sie muss die Lebenszykluskosten- Betrachtung als ein zentrales und auftragsbezogenes Kriterium bei der Vergabe öffentlicher Aufträge verankern und in der Praxis konsequent einsetzen. • ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. seibl@zvei.org www.zvei.org PC & Industrie 12/2014 11/2014 9

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