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3-2020

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Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement

Industrie 4.0 Der

Industrie 4.0 Der digitale Wandel und der neue Return on Investment Die digitale Transformation ist für viele Unternehmen ein Muss, wenn es um die Zukunftsfähigkeit geht. Sie beeinflusst vieles, auch das, was man neuerdings unter Return on Investment verstehen kann. Bild: IDC/Internet forderungen. Drei Beispiele (nach Wikipedia): 1. Die mit der Digitalisierung von Geschäftsprozessen potentiell wegfallenden Arbeitsplätze und die veränderten Anforderungen an die Qualifikationen von Menschen 2. Die Bildung von Quasi-Monopolen, beispielsweise im Suchmaschinenmarkt, und die Frage, ob der Schumpetersche Mechanismus der schöpferischen Zerstörung in der Internet-Wirtschaft überhaupt gilt. 3. Die Konzentration von Kapital, Knowhow und Daten durch immer größer und mächtiger werdende Internet-Konzerne auf wenige Länder und Personen. Die Komplexität und Größe des Themenfeldes „digitale Transformation“ bringen es mit sich, dass damit noch viele Unternehmen überfordert sind und noch nicht genau wissen, was es bedeutet, ihr Unternehmen im digitalen Zeitalter neu zu gestalten. So entwickelt sich beispielsweise zusätzlich zu den traditionellen Maßstäben für den ROI (Return on Investment) auch die Definition des Unternehmungswerts ständig weiter. Digitale Transformation Der Begriff der dritten industriellen Revolution steht zwar so (noch) nicht in den Geschichtsbüchern, doch meint er einen digitalen sowie mikroelektronischen Wandel, bei dem das Internet noch stärker in den Fokus der Gesellschaft rückt. Man spricht daher auch von digitaler Transformation. Die digitale Transformation (auch „digitaler Wandel“) ist ein fortlaufender, in digitalen Technologien begründeten Veränderungsprozess, der speziell auch Unternehmen betrifft. Im engeren Sinne ist dieser hier der durch digitale Technologien oder darauf beruhenden Kundenerwartungen ausgelöste Veränderungsprozess. Die Basis der digitalen Transformation bildet innerhalb der qualitativ und quantitativ wachsenden digitalen Technologien eine ebenso an Bedeutung gewinnende digitale Infrastruktur. Technologien und Infrastruktur befördern sich dabei wechselseitig. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das Internet der Dinge (IoT). Digitale Anwendungen runden das Bild ab. Digitale Anwendungen sind Anwendungsprogramme, die bestimmte Funktionen und Dienste realisieren und anbieten, die früher nicht oder zumindest nicht in digitaler Form vorhanden waren, zum Beispiel Apps auf Smartphones. Die digitale Transformation ist ein fortlaufender Veränderungsprozess. Die digitalen Technologien sowie deren vielfältige Möglichkeiten und Potentiale der Verwertung und Anwendung sind ihre „Ermöglicher“ (Enablers), während die sogenannten „Akteure“ (z.B. Konsumenten, Unternehmen und der Staat) Mitwirkende in der digitalen Transformation sind. Fast deckungsgleich mit der digitalen Transformation ist die Digital Business Transformation. So bezeichnet man die Umwandlung von Geschäftsprozessen in Richtung der digitalen Welt. Wie so oft: Licht und Schatten Für Unternehmen ist die digitale Transformation vielschichtig. So hat sie massive Auswirkung auf die Organisationsstruktur: Die digitalen Technologien sind nicht nur ein Werkzeug, um die Geschäftsprozesse zu unterstützen, sondern erfordern es auch, dass Organisationen neu gestaltet werden müssen. Eine Kernkompetenz in der digitalen Transformation ist das Software Engineering. Denn sich ständig wandelnde Enablers, also digitale Technologien und Verwertungspotentiale, führen zu sich entsprechend ändernden Kundenerwartungen. Die Fähigkeit zur Anpassung von Software an die geänderten Organisationsstrukturen eines Unternehmens wird zur Schlüsselkompetenz im digitalen Zeitalter. Kernkompetenzen von Unternehmen im digitalen Zeitalter sind die Nutzung des Internets als Plattform, die Einbeziehung der kollektiven Intelligenz der Nutzer, die Hoheit über Daten, die rentable Besetzung von Nischen, die Erschließung neuer Betätigungsfelder sowie die Erstellung oder Beschaffung von Software über die Grenzen einzelner Geräte/ Maschinen hinweg. Die digitale Transformation stellt die Gesellschaft vor große Heraus- Hinzuzufügen wäre vielleicht noch: 4. Es wird immer seltener, einen „Endzustand“ zu erreichen. Die Komplexität der Prozesse und Verfahren nimmt immer mehr zu und gleichzeitig werden die Innovationszyklen immer kürzer. Unternehmen sind permanent gezwungen, vorhandene Prozesse anzupassen und durch effizientere digitale Lösungen zu ersetzen. Andererseits helfen digitale Lösungen den Unternehmen dabei, wichtige Ziele zu erreichen und zukunftsfähig zu bleiben. So können sie Kundenbeziehungen verbessern und die Produktivität im Unternehmen beflügeln. Die dritte industrielle Revolution befreit den Unternehmer teilweise auch von den Fesseln des Kapitals. Bis heute müssen Unternehmen mit neuen Ideen erst einmal in Maschinen und Fabriken investieren, also Eigenkapital einsetzen, Kredite aufnehmen und/ oder Aktien ausgeben, bevor sie Gewinne einstreichen können. In Zukunft jedoch wird die Planung von Produkten und die Markterschließung komplett digital möglich sein: Mit Software-Lösungen von Firmen wie Autodesk oder Dassault Systems können Prototypen geplant werden und Auftragsfertiger wie ProtoLabs sorgen dafür, dass 34 3/2020

aus digitalen Daten fertige Produkte mit 3D-Druck, CNC- oder Spritzguss-Verfahren entstehen. Obiges skizziert die Komplexität und Größe des Themenfeldes „digitale Transformation“. Und es macht verständlich, warum viele Unternehmen damit noch überfordert sind und noch nicht konkret wissen, was es bedeutet, ihr Unternehmen im digitalen Zeitalter neu zu gestalten. Der klassische ROI Wie sich eine Investition gelohnt hat, zeigt der Return on Investment, die Kapitalrendite, die entscheidend den Unternehmenswert mitbestimmt. Die Kennziffer des ROI beschreibt das prozentuale Verhältnis zwischen dem investierten Kapital und dem Gewinn, den das Unternehmen erwirtschaften konnte. Damit ist der ROI ein unabhängiger Maßstab für die Rentabilität und Leis tung eines Unternehmens. Die Berechnung des ROI erfolgt mithilfe zweier Finanzkennziffern: Umsatzrendite und Kapitalumschlag, diese werden zum ROI multipliziert. Die Umsatzrendite wird errechnet, indem man den Gewinn durch den Nettoumsatz dividiert. 3/2020 Digitale Transformation und der „neue ROI“ Zusätzlich zu den traditionellen Maßstäben für den ROI und den Unternehmenswert entwickelt sich die Definition des Unternehmenswerts ständig weiter. Insbesondere angesichts der gegenwärtigen Veränderungen in Industrie und Wirtschaft sehen viele die Wertschöpfungsfaktoren gewissermaßen als Gesamtkomposition. Wenn solche Verschiebungen und Wandlungen digital betrieben werden, so kann man sie auch als Schritte in Richtung der langfristigen Vision der digitalen Transformation ansehen. Beim Georgia Institute of Technology (Georgia Tech) ist man jedenfalls davon überzeugt, dass Unternehmen drei tiefgreifenden, miteinander verbundenen Transformationskräften ausgesetzt sind – zusätzlich zu den sonstigen Herausforderungen, die mit einer bestimmten Branche verbunden sind. Wenn diese Kräfte, die als „neuer ROI“ bezeichnet werden, im Rahmen der Strategie zur Transformation des digitalen Geschäfts berücksichtigt und angegangen werden, können sie Beschleunigungskräfte sowohl für das Unternehmen als auch für Der neue Return on Investment nach Georgia Tech Überblick zur digitalen Transformation (Bild: Thomas Kofler/Wikipedia) die Gesellschaft sein. Das sind die drei Kräfte: Re-X Nachhaltigkeit und nachhaltiges Wirtschaften werden nicht mehr fakultativ sein, sondern auch unternehmenskritisch. Re-X meint eine entsprechende Kreislaufwirtschaft (Re: z.B. Recycling, Wiederverwendung, Wiederherstellung). Und diese wird zu einer Priorität, da Nachhaltigkeit in Zukunft das Endergebnis, die Marktstellung und den Ruf des Unternehmens stärkt. Ergebnis/Outcome Wie der Trend zu „Software as a Service“ (SaaS) zeigt, ist der Besitz eines Produkts heute nicht mehr so wichtig wie der Zugriff darauf und die Sicherung der gewünschten Ergebnisse. Die Aufmerksamkeit der Kunden verlagert sich vom materiellen Vermögenswert auf den Service, die Ausgabe oder das Ergebnis. Innovative Unternehmen verändern ihre Strategie und machen neue Geschäftsmodelle eher von Dienstleistungen und Ergebnissen als von Produkten abhängig und wechseln von einmaliger Zahlung zu wiederkehrenden Erträgen („Abonnement- Ökonomie“). Dieses Modell erfordert eine vollständige Überarbeitung des Geschäfts. Integration Industrie 4.0, die weltweit an Bedeutung gewinnt, fördert die nahtlose vertikale (interne/funktionale) und horizontale Integration in Echtzeit (entlang der gesamten Lieferkette bis einschließlich der Kunden) in ein umfassendes cyber-physisches System. Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen diesen Trend annehmen. Der langfristige Return on Investment von Unternehmen wird zu einem großen Teil davon abhängen, wie Unternehmen diesen neuen ROI (Re-X, Outcome und Integration) nutzen. IoT-Technologien und damit IoT-Projekte zur digitalen Transformation können in dieser rasanten Entwicklung eine bedeutende Rolle spielen. Je nach Vorbereitung und Bereitschaft sind diese drei Kräfte, die unaufhaltsam und schnell auftreten, Gegenwind oder Rückenwind. Um den Rückenwind zu maximieren und den Wettbewerb voranzutreiben, sollten Unternehmen ausdrückliche Ziele in Bezug auf diese drei Kräfte definieren. FS 35

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