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4-2018

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  • Medizinelektronik
  • Medizintechnik
Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement

Bedienen und

Bedienen und Visualisieren User Experience – Hype oder Wettbewerbsvorteil? Bild 1: Aufbau eines HMIs Die Begriffe Usability und User Experience (UX) sind in aller Munde. Sind es die neuen Schlagworte oder sind diese Eigenschaften bei der Geräteentwicklung ein Muss – notwendig – oder von Vorteil? Oder ist Usability die Antwort auf die Bedienung immer komplexer werdender Geräte? Die Interaktionen zwischen Mensch und Maschine nehmen signifikant zu und somit steigt auch die Bedeutung der Mensch-Maschine- Schnittstelle, dem HMI (Human Machine Interface). erreichen. Sie ist damit eng verwandt mit dem umgangssprachlich geläufigeren Begriff der Benutzerfreundlichkeit sowie dem breiter gefassten Konzept der User Experience (UX). „ In der Medizintechnik ist die Usability fest in den Regulatorien verankert – also ein Muss. Hinzu kommt der Faktor Sicherheit, d. h. Fehlbedienungen müssen möglichst ausgeschlossen werden, damit keine Personen gefährdet werden oder verletzt werden können. richtung. Dazu zählen auch Software und IT-Systeme“. User Experience basiert also auf der Usability, ergänzt um ästhetische und emotionale Faktoren. Es geht darum, wie der Nutzer das Gerät wahrnimmt und findet, also dem Look&Feel. Gefällt Autor: Daniel Piper, Head of Marketing Garz und Fricke GmbH www.garz-fricke.com Usability Definition Usability bedeutet Gebrauchstauglichkeit oder Benutzerfreundlichkeit. Zitat Wikipedia: „Gebrauchstauglichkeit bezeichnet nach DIN EN ISO 9241-11 das Ausmaß, in dem ein Produkt, System oder ein Dienst durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Anwendungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu User Experience UX Definition Zitat Wikipedia: „Der Begriff User Experience (Abkürzung UX, deutsch wörtlich Nutzererfahrung, besser Nutzererlebnis oder Nutzungserlebnis – es wird auch häufig vom Anwendererlebnis gesprochen) umschreibt alle Aspekte der Erfahrungen eines Nutzers bei der Interaktion mit einem Produkt, Dienst, einer Umgebung oder Ein- Bild 2: Santaro 7 Zoll boxed 38 meditronic-journal 4/2018

Bedienen und Visualisieren Bild 3: Perfekt in das Design des Infors HT-Bioreaktors integriert: Komplett eingepasstes Display mit weißem Rahmen ihm das Design, also Form, Farbe und Material? Sieht das Gerät edel aus? Fühlt sich der Anwender vom Design angesprochen? Aber Aussehen alleine reicht nicht aus. Das Gerät muss gebrauchstauglich sein. Die Akzeptanz wird beispielsweise durch ein positives Erlebnis während des Bedienens erzeugt. Erfolgreich sind Geräte nur dann, wenn sie vom Benutzer angenommen werden. Und hier kommt das HMI ins Spiel. Es ist die Schnittstelle zum Gerät oder der Maschine. Alle „Kommunikation“ läuft darüber, egal ob es sich um Steuerung, Dateneingabe, Statistiken, usw. handelt. Das HMI entscheidet maßgeblich, ob der Nutzer ein Gerät akzeptiert oder nicht. Usability und HMI Gerne werden Schlagworte wie „einfach zu bedienen“, „ intuitiv“, „effektiv“ usw verwendet. Doch was steckt hinter diesen Begriffen? meditronic-journal 4/2018 Intuitiv bedeutet selbsterklärend und wenn etwas intuitiv ist, ist es auch einfach zu bedienen. Der Nutzer benötigt keine oder nur geringe Einarbeitung und kann sich das Lesen einer Bedienungsanleitung sparen. Die Oberfläche ist so gestaltet, dass er anhand der Icons das Gerät bedienen kann und zum Ziel kommt. Kommt er nicht weiter, erhält er Unterstützung in Form von online-Erklärungen in Text- oder Sprachform, die ihn Schritt für Schritt zum Ziel führen. Unterstützend können an dieser Stelle auch Videos eingesetzt werden. Intuitiv orientiert sich an den Anforderungen und Fähigkeiten des Benutzers. Diese haben sich im Laufe der Zeit verändert. Heute besitzen die meisten Menschen ein Smartphone und benutzen es täglich. Die Oberfläche und die Bedienung sind ihnen vertraut. So soll auch das zu bedienende Gerät sein und die Möglichkeiten und Funktionen des Smartphones abbilden. Beeindruckend beim Smartphone ist, dass die unterschiedlichsten Altersklassen und Kulturen gut damit zurechtkommen und es gerne nutzen. Dies wäre auch für die Medizingeräte am Arbeitsplatz wünschenswert. Dies bedeutet: • Die Oberfläche muss klar strukturiert sein. Der Anwender darf nicht durch zu viele Interaktionselemente überfordert werden. • Icons erleichtern die Bedienung, weil der Anwender ein Bild schneller erfasst als Text und es sich besser merken kann. Außerdem sind die Icons selbsterklärend und sprachunabhängig. • Funktionsorientierter Aufbau: Die Software muss den Anwender bei seinen Arbeitsabläufen unterstützen. • Der Anwender möchte schnell zu seinem Ziel kommen • Die Eingaben müssen schnell umgesetzt werden • Das Öffnen weiterer Dialoge oder Oberflächen muss schnell gehen • Der Touchscreen soll ein klares Feedback bei der Bedienung geben Situationsabhängige Anforderungen Das HMI als Kommunikationsschnittstelle zwischen Mensch und Maschine kann in der Medizintechnik sehr vielseitig eingesetzt werden, beispielsweise als Eingabeterminal auf dem Visitenwagen oder im Stationszimmer, als Display mit Interaktion im Operationssaal, zur Bedienung eines Laborgerätes, in Systemen zur Patientenüberwachung, in Behandlungssystemen oder in medizinischen Geräten für den Heimgebrauch. Die Anforderungen an ein HMI richten sich nach dem bestimmungsgemäßen Gebrauch, dem Einsatzbereich und den Kenntnissen des Bedieners und seinen Vorlieben. Entscheiden ist, dass vor Beginn der Entwicklung alle Anforderungen klar definiert sind. Die Fragen, wie der Anwender sich verhält bzw. arbeitet und was er benötigt müssen vollständig beantwortet sein. Zusätzlich gilt für die Medizintechnik, dass die Touchscreens sicher, zuverlässig und korrekt in Echtzeit auf die Eingaben reagieren. Wasserspritzer und Schmutz dürfen nicht zu Fehleingaben führen. Bedienung Die Eingabe kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: über Tastatur und Maus oder Touchpad. Diese Geräte werden jedoch in zunehmendem Maße vom Touchscreen abgelöst, da er deren Funktionen mit abdeckt. Somit ist nur ein Gerät zu bedienen, zu desinfizieren oder zu reinigen. Dies vereinfacht die Durchführung der Hygiene und spart Platz. Die Eingabe durch Gesten erweitert den Funktionsumfang. Soll die Eingabe berührungslos erfolgen, weil beispielsweise der Operateur die Hände nicht frei hat, erfolgt sie auch über Sprache. Anschließend gibt das Gerät visuell, akustisch oder durch Vibration Feedback. Dies gibt dem Benutzer Sicherheit. Besonders betont werden muss, dass Fehlbedienungen und Fehlinterpretationen unbedingt ausgeschlossen werden. Kommen beispielsweise Wasserspritzer auf den Bildschirm, darf dies nicht zum Auslösen einer Aktion führen. Außerdem muss die Eingabe auch bei einer nassen Oberfläche möglich sein. Usability ist nicht nur Eingabe Zur Usability gehören auch Themen wie • Hygiene • Schnittstellen • Rechenleistung • Bildgebung • Langzeitverfügbarkeit Reinigung und Hygiene Infektionsprävention ist eine der wichtigsten Aufgaben im Krankenhaus und in den Arztpraxen. Deshalb ist eine der wichtigsten Anforderungen in der Medizin- 39

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