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4-2018

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  • Medizinelektronik
  • Medizintechnik
Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement

Bedienen und

Bedienen und Visualisieren Bild 4: Die Software-Oberfläche ist so aufgebaut, dass alle wichtigen Parameter zu einem Thema auf einem Blick zu sehen sind und Labor technik die Hygiene. Die Komponenten müssen leicht, schnell und rückstandsfrei zu reinigen sein und dabei resistent gegen Desinfektions- und Reinigungsmittel, Laugen und Säuren. Auf Anfrage ist auch eine antimikrobielle Beschichtung möglich, um die Anzahl der Bakterien, Viren und Pilze von vornherein zu minimieren. Ein geschlossenes Gehäuse schützt alle Komponenten vor Verunreinigung. Bündige Oberflächen, ein abgedichteter Übergang zwischen Gehäuse und Touchglas, leicht zu reinigende Materialien wie Edelstahl und lüfterlose Recheneinheiten unterstützen die Hygiene. Die Reinigung muss im laufenden Betrieb möglich sein. Bei dem Gehäusedesign sind Schutzklassen bis IP69K möglich. Performance und Schnittstellen Der Rechner muss mit ausreichend Leistung versehen werden, um alle gestellten Aufgaben erfüllen zu können, dabei aber gleichzeitig möglichst wenig Strom verbrauchen und Wärme abgeben und bevorzugt lüfterlos laufen. Dabei kann es sich um das einfache Anzeigen von Messwerten handeln, bis hin zu aufwendigen Grafiken als Ergebnis einer komplexen Analyse. Heute ist es oft erforderlich, dass Arbeitsliste, Workflows, Steuerung von Prozessen usw, geladen und dann abgearbeitet werden. Dies muss innerhalb einer akzeptablen Zeit erfolgen. Ein schneller Wechsel zwischen den Dialogen ist ebenso notwendig, wie das Wechseln zwischen den einzelnen Sprachen on-thefly. Dies alles benötigt Rechenleistung. Ist diese nicht ausreichend, behindert es den Anwender bei seiner Arbeit. Die meisten Medizingeräte sind heute in ein Kommunikationsnetz eingebunden, d. h. sie müssen netzwerkfähig sein. Wichtig kann auch eine Verbindung in die Cloud sein zum Abspeichern oder Abrufen von Daten. Hierbei ist neben der Unterstützung der gängigen Protokolle und ihren Schnittstellen eine strikte Einhaltung von Datenschutzvorgaben und Datensicherheit Voraussetzung, speziell wen es sich um sensible Daten handelt. Alternativ können Daten auch im Gerät selbst gespeichert und verarbeitet werden, die Garz & Fricke HMIs verfügen hierfür über genügend Performance-Reserven. Bildgebung Die Bildgebung ist ein weiteres wichtiges Thema für die Usability. Auch hier sind die Anforderungen der einzelnen Medizintechnikgeräte sehr unterschiedlich. In der Diagnostik beispielsweise bei der Befundung in der Histologe werden hochauflösende Bilder gefordert. Diese müssen auch nach dem Zoom noch gut und klar erkennbar sein. Im Operationssaal kommt noch der Anspruch nach Farbechtheit dazu. Optimal ist hier die Darstellung mit 4K bei vollem Farbumfang und hohen Kontrastraten. Ein antireflektierendes Schutzglas erhöht die Lesbarkeit genau wie ein weiter Ablesewinkel und verbessert so den Bedienkomfort. Langzeitverfügbarkeit Im medizinischen Bereich und in den Labors werden die Geräte oft über einen sehr langen Zeitraum eingesetzt. In dieser Zeit müssen sie einwandfrei funktionieren. Allerdings lässt es sich auch hier nicht vermeiden, dass Innovationen wie neue Schnittstellen, neue Kommunikationsprotokolle etc. neue Gerätegenerationen erforderlich machen. Hierzu muss das Upgrade bzw. Replacement möglichst im Sinne von Form-fit- Function erfolgen können. Dies gilt auch für das Re-Design bei Bug-fixing, Anpassungen und neuen Features. Zum Lifecycle Mangement gehört auch der prozesssichere Umgang mit Komponentenabkündigungen. Wenn Komponenten nicht mehr lieferbar sind, muss es möglich sein diese zu ersetzen, ohne dass das gesamte Gerät neu designt werden muss 40 meditronic-journal 4/2018

Bedienen und Visualisieren Bild 5: Kalibrierung: Die Software des Infors HT führt den Anwender anhand eines Flowcharts durch die Kalibrierung oder Zulassungen bzw. Zertifizierungen erneuert werden müssen. Beispiele Die folgenden Beispiele zeigen die Komplexität und die gestiegenen Anforderungen bei der Bedienung von Medizintechnikgeräten. Daran wird deutlich, wie wichtig Usability ist. Notfalllabor in der Klinik In einem Notfalllabor einer Klinik sind die Anforderungen an eine einfache Bedienung besonders hoch. Hier geht es darum, dass die benötigten Werte schnell für die Diagnose vorliegen. In einer Notfallsituation zählt jede Sekunde. Da muss das Laborgerät schnell, einfach und sicher bedienbar sein. In dieser Situation ist es dem Personal nicht zuzumuten, eine Bedienungsanleitung zu lesen oder sich mühsam durch viele Menüpunkte zu kämpfen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass in einem Laborbereich meist mehrere unterschiedliche Analysegeräte bedient werden müssen, um alle erforderlichen Werte zu erhalten. Leider haben diese meistens unterschiedliche Bedienoberflächen. Hier muss der User durch eine klare Menüführung und Workflows unterstützt werden. Fehleingaben Fehler sind menschlich, können aber zu gefährlichen Situationen für den Patienten führen und müssen weitestgehendst verhindert werden. Dies wird am Beispiel eines Perfusors (Dosierpumpe zur intravenösen Verabreichung von Medikamenten) deutlich. Der Patient soll über einen bestimmten Zeitraum ein Medikament intravenös verabreicht bekommen. Dafür wird die Fördermenge eingegeben. Vertippt sich jetzt der Anwender und gibt anstatt 100 Mikroliter die Zahl 1000 ein, darf die große Zahl nicht einfach kommentarlos übernommen werden, sondern es muss ein Warnhinweis erscheinen, der nachfragt, ob diese Zahl richtig ist. Patient in der häuslichen Umgebung Besondere Aufmerksamkeit ist dem HMI in einem Gerät zu widmen, das der Patient zu Hause alleine anwendet. Er benötigt es zur Unterstützung seiner Gesundheit, sei es bei der Genesung oder zur Bewältigung des Alltags. Er hat keinerlei Fachkenntnisse und meist nur eine kurze Einweisung erhalten. Dann muss er zuhause alleine zurechtkommen. Also muss das Gerät über die grafische Oberfläche des HMI einfach und vor allem sicher zu bedienen sein. Der Patient muss sich bei der Bedienung sicher fühlen und Vertrauen entwickeln. Es dürfen also keine Fehlbedienungen möglich sein. Sind sie nicht hard- oder softwaretechnisch zu verhindern, muss das Risiko so minimiert werden, z. B. durch Warnungen, oder der Patient zur richtigen Bedienung angeleitet werden, so dass er nicht zu Schaden kommt. Beispiel Automatisches Tablettendosiersystem Wenn ein Patient nicht mehr in der Lage seine Medikamente selbst zu dosieren und regelmäßig einzunehmen, aber weiterhin selbstbestimmt zu Hause leben möchte, braucht er Unterstützung. Diese erhält er durch ein automatisches Tablettendosiersystem, das über ein HMI bedient wird. Das Gerät meldet mit einem Signalton zur gegebenen Zeit, dass jetzt Tabletten eingenommen werden müssen. Der Patient hat nur eine Bestätigungsmöglichkeit am Touchscreen. Dann erhält er eine visuelle Rückmeldung und die Tabletten. Versucht er die Tabletten ein zweites Mal anzufordern, erhält er eine Fehlermeldung. Wenn er über einen längeren Zeitraum die Aufforderung zur Medikamenteneinnahme ignoriert, werden der Arzt oder Angehörige benachrichtigt. Geht der Medikamentenvorrat zur Neige, werden automatisch der Arzt und die Apotheke informiert. In diesem Beispiel geht die Funktion des Gerätes über die reine Eingabe hinaus. Es muss eine Verbindung zum Internet hergestellt sein und über die Software muss das Gerät in der Lage sein, die Situation zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Dies ist auch eine Art Usability. Umsetzung in der Praxis Dieses Beispiel zeigt, wie umfangreich die Anforderungen für Usability sein können. Garz und Fricke realisierte für Infors HT, einem Hersteller von Bioreaktoren, eine passende Bedieneinheit für seinen neuen MiniReaktor. Dieser ist sehr vielseitig einsetzbar: von der Kultivierung der Mikroorganismen bishin zur Produktion chemischer Substanzen. Die Bedieneinheit dient der Anzeige und meditronic-journal 4/2018 41

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