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4-2020

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Zeitschrift für Elektro-, Gebäude- und Sicherheitstechnik, Smart Home

Energieversorgung

Energieversorgung Wasserstoff kommt ins Energien-Spiel: Europas Green Deal Die neuen Konjunkturprogramme der europäischen Länder berücksichtigen und fördern den Klimaschutz in besonderer Weise. Was steckt hinter diesem Green Deal? Und welche Rolle spielt darin neuerdings Wasserstoff? Mit dem Green Deal wird das ehrgeizige Ziel verfolgt, innerhalb der EU bis 2050 keine Netto-Treibhausgas- Emissionen mehr auszustoßen. Hierbei wird besonders bei der Stromerzeugung, aber auch beim Energieverbrauch im Gebäudesektor angesetzt. Ein Fokus Green Deal: Wo der Begriff herkommt Die Bezeichnung beruht auf dem Begriff New Deal des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Seine Regierung reagierte 1929 mit einem entsprechenden Gesetz auf die beginnende Weltwirtschaftskrise. Eigentlich stammt der Begriff aus dem Pokerspiel: Durch den „new deal“ werden die Karten neu gemischt und verteilt. Übertragen auf die heutige Politik soll ein Green New Deal ein Neuanfang sein, der eine ökologische Wende der industriellen Welt auslösen soll. muss auf den Gebäudesektor fallen, weil dort 35...40% des Energieverbrauchs entstehen und in etwa gleichem Maße der CO 2 -Anteil. Etwa eine CO 2 -Gebäudesanierung des Bestands bietet sich hier als Gegenmittel an. Ohne eine Modernisierung und den konsequenten Einsatz moderner Heizungen sind die Klimaziele daher kaum zu realisieren. Der Trend zum energieeffizienten Bauen ist ungebrochen. Elektronik hilft hier beim Steuern und Regeln etwa von Verbrauch und Raumtemperatur. Der Gebäudesektor spielt nach Angaben der EU-Kommission eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Klimaziele. Die bisherigen Sanierungsraten seien deutlich zu niedrig. Die konkreten Maßnahmen zur Steigerung der Sanierungsrate im europäischen Gebäudebestand werden voraussichtlich unter der deutschen Ratspräsidentschaft im dritten Quartal 2020 veröffentlicht. Die Europäischen Dachverbände fordern beihilfefreie EU-Zuschüsse. Mehr Klimaschutz beim Wohnen dürfe nicht gleichbedeutend mit Mieterhöhungen sein. Das Stromnetz der Zukunft hat Abschied von der Kohle und von der Atomkraft genommen. Denn die Energieversorgung in Europa soll sich grundlegend ändern. Der Abbau von Kohle muss eingestellt werden, und Atomkraftwerke müssen mittelfristig in Europa ebenfalls außer Betrieb gehen. Die erneuerbaren (regenerativen) Energien sollen den Ausgleich schaffen, sie befinden sich daher in ganz „Wohnkostenneutralität sollte das Hauptprinzip des Green Deals der EU sein.“ Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der deutschen Wohnungswirtschaft GdW Europa (und auch weltweit) im Aufwind. Während diese Energieform in 2018 in Deutschland erstmals anteilmäßig die Grenze von 40% überschritten hat, soll in der EU bis 2030 mindestens 50% des Strombedarfs durch Sonne, Wind, Biomasse, Wasser und andere erneuerbare Energiequellen gedeckt werden. Doch um die Stromversorgung angesichts dieses Ziels auch künftig sicher zu gestalten, bedarf es innovativer Technologien und Unternehmen. Hier spielen die Zwischenspeicher eine bedeutende Rolle (s. Haus und Elektronik 3/2020). Die Green Economy kostet zunächst einmal viel Geld. Im Januar 2020 legte die Europäische Kommission einen entsprechenden Finanzierungsvorschlag vor: In den kommenden zehn Jahren sollen öffentliche und private Gelder von mindestens 1 Bio. Euro zur Verfügung gestellt werden. Klimaneutralität erfordert nun einmal massive Investitionen in saubere Energien. Wir haben auch in diesem Sommer wieder ein verändertes Klima erlebt, gekennzeichnet durch Hitzewellen im August, unterbrochen von schweren Regenfällen. Andernorts gibt es häufiger Überschwemmungen und Erdrutsche. Der Anstieg des Meeresspiegels ist eine Folge der Klimaerwärmung ebenso wie die Versauerung der Ozeane und der Verlust der Biodiversität. „Wir haben noch nicht alle Antworten. Wir sind sehr ehrgeizig, aber wir werden auch sehr sorgsam alle Auswirkungen und die nächsten Schritte prüfen.“ Ursula von der Leyen Zwar kann nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, ob und in welchem Maße dies alles eine Folge der um den Globus verteilten Kraftwerke, Industrien 38 Haus und Elektronik 4/2020

Energieversorgung und Verkehrsströme ist, doch scheint es vernünftig, dennoch vorzubauen. Wo soll das Geld herkommen? Die Hälfte der Mittel kommt aus dem EU-Haushalt über Programme, die neue Wasserstoffstrategie vorgestellt. Danach wird neben dem Ausbau der Wind- und Solarenergie seit neustem auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff im Klimakonzept hinzugezogen. Das Bundeskabinett hat bereits im Juni 2020 seine nationale Wasserstoffstrategie beschlossen. Es sollen „Jemand hat mal gesagt: Das ist Europas Mann-auf-dem-Mond- Moment.“ Ursula von der Leyen Klima- und Umweltprojekte unterstützen. Beispielsweise werden aus dem Agrarfonds, dem Fonds für regionale Entwicklung, den Kohäsionsfonds Gelder fließen. 114 Mrd. Euro sollen die Mitgliedstaaten auf nationaler Ebene beisteuern. Rund 300 Milliarden Euro kommen aus privaten und öffentlichen Töpfen. 100 Mrd. Euro sind aus einem Fonds für einen gerechten Übergang, mit dem Regionen und Gemeinden unterstützt werden sollen, die am stärksten vom grünen Wandel betroffen sind. Dazu zählen beispielsweise Regionen, die stark vom Kohleabbau abhängig sind. Der Green Deal nimmt nun immer konkretere Formen an. So hat die EU-Kommission vor kurzem ihre Vision für 2030 und für 2050 im Detail beschrieben und näher erläutert, wie das Ziel einer emissionsfreien Wirtschaft erreicht werden soll. Der European Green Deal wurde erstmals am 11. Dezember 2019 von Ursula von der Leyen der EU-Kommission vorgestellt. Das Ziel des European Green Deal ist es, bis 2030 50…55% der Emissionen einzusparen und bis 2050 emissionsfrei zu sein. Grüner Wasserstoff ist der neuste Schachzug im Strategiespiel um die Erreichung der Klimaziele. Bereits im Mai 2020 wurde die Wichtigkeit von Wasserstoff im Aufbauplan „Next Generation EU“ für Europa und das Erreichen der Klimaziele betont. Und im Juli 2020 hat die EU die dafür insgesamt 9 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt werden. Die Wasserstoffstrategie soll das Einhalten der im EU Green Deal formulierten Klimaziele zentral unterstützen und maßgeblich zur Dekarbonisierung beitragen. Deep Decarbonization meint die radikale Absenkung vor allem des Kohlendioxidausstoßes und bedeutet vor allem eine tiefgreifende Veränderung der Energiesysteme. „Wir wissen, dass wir im Laufe des Jahrhunderts eine Dekarbonisierung brauchen,“ sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits im Sommer 2015 zum Abschluss des G7-Gipfels. Welche Wege zu dem Ziel einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bis 2050 führen können, das untersuchten gegenwärtig zahlreiche Wissenschaftler aus vielen Ländern. Hierbei darf man nicht übersehen: Es sind nur eine Handvoll von Staaten, die für zwei Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, darunter die USA, Brasilien, Südafrika, Indien, China und Russland. Alles Länder, die nicht zur EU „Wir wissen, dass wir im Laufe des Jahrhunder ts eine Dekarbonisierung brauchen.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel gehören. Fragwürdig ist, in welchem Maße bestimmte Regierungen hier den Umschwung wollen und auch herbeiführen können. Wege, wie die Dekarbonisierung der energieintensiven Grundstoffindustrie vollzogen werden kann, haben Forscher schon aufgezeigt. Die Frage ist, ob sie von den Hauptverursachern begangen werden wollen/können. Die Energiewende 2.0 basiert im Wesentlichen auf Großprojekten, die nur von Konzernen gestemmt werden können. Elektrolyseure auf hoher See oder Powerto-Gas-Anlagen an Land produzieren grünen Wasserstoff. Ganze Stahlwerke sollen mit diesem Wasserstoff dann betrieben werden. Und riesige Solar- und Windenergieparks produzieren Strom, der teilweise „Die Zeit für Wasserstoff und die dafür nötigen Technologien ist reif.“ Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in großen Speicheranlagen vorgehalten werden muss. Nicht zu vergessen: Dies alles sind Projekte, bei denen wieder die großen Versorger ihre Daseinsberechtigung bekommen. Ein Vorreiter bei diesen Bestrebungen ist zweifelsohne Deutschland. Die Bevölkerung ist hier in besonderem Maße für das Thema „Umwelt“ sensibilisiert, die Politik der Partei „Die Grünen“ trägt teils religiös anmutende Züge, sprich Realismus, Vernunft und Augenmaß bleiben mehr oder weniger auf der Strecke. Grüne Politik hat in Deutschland längst Tradition. Bereits 1990 propagierte die Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ des deutschen Bundestags eine Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes in Deutschland um 80% bis 2050. Auf dieser Zielvorgabe begründet, wurden bereits weit vor der Energiewende verschiedene Langfristszenarien für das deutsche Energiesystem entwickelt. Diese Szenarien zeigen, dass vor allem eine bedeutend effizientere Energienutzung sowie ein vermehrter Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung und der Erneuerbaren Energien zu einem CO 2 -armen Energiesystem beitragen können. Auch eine verminderte Nachfrage durch verändertes Verhalten bei der Energienutzung („Energiesuffizienz“) wurde als ein bedeutender Faktor für die radikale Absenkung der CO 2 -Emissionen ausgemacht. Doch was nützen solche Veränderungen, wenn die Hauptverursacher rund um den Globus nicht mitziehen? Der Ausstieg aus einem fossilen Energiesystem erfolgt über drei Stufen: 1. Wirtschaft Die Wirtschaft ist gefordert, Produktionsweisen, Produkte und Dienstleistungen zu dekarbonisieren und neue, Wege in eine CO 2 -freie Zukunft: Beispiel München Wie das im Artikel skizzierte Szenario aussehen kann, hat das Wuppertal Institut beispielsweise mit der Studie „Sustainable Urban Infrastructure: München – Wege in eine CO 2 -freie Zukunft“ im Auftrag der Siemens AG gezeigt: München kann die CO 2 -Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts um bis zu 90% reduzieren. Die Studie demonstriert zugleich, dass die Wandlung einer Metropole in einen annähernd CO 2 -freien Ballungsraum eine große Aufgabe ist, die nur bewältigt werden kann, wenn das Ziel von allen Beteiligten mit hoher Priorität verfolgt wird. Haus und Elektronik 4/2020 39

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