Messtechnik Bild 9: Pegelplanung für die Verstärkungsmessung mit einfachem Log Detector reich erheblich ausweiten. Ein solcher sogenannter LogAmp Detector liefert also eine der Eingangsleistung in dBm entsprechende Ausgangsspannung z.B. in einem Dynamikbereich von bis zu 100 dB. Dabei ist die Temperaturstabilität für gewöhnlich konstant über den kompletten Dynamikbereich. Ein solcher LogAmp eröffnet einen entscheidenden Vorteil bei der SWR- und Verstärkungs-Messung. Rückflussdämpfung In Bild 3 ist dargestellt, wie die Ermittlung der Verstärkung mit einfachem Diodendetektor und mit LogAmp Detector erfolgt. Im ersten Fall wird das Verhältnis von Ausgangs- zu Eingangsspannung gebildet; man erhält die Spannungsverstärkung als Faktor. Ein analoger Dividierer muss genutzt werden. Im zweiten Fall erfolgt eine Subtraktion der logarithmierten Spannungen, sodass die Verstärkung in dB vorliegt. Dieses Verhältnismaß gilt bekanntlich für Spannungen, Ströme und Leistungen zugleich. Analog verhält es sich mit der Rückflussdämpfung, hier sind lediglich vorlaufende und rücklaufende Spannung die zu verarbeitenden Größen. Ein dualer HF-Detektor ermöglicht es infolge der Fertigung auf einem gemeinsamen Chip, unter dem Gesichtspunkt der mathematischen Verknüpfung der Ausgangsgrößen präzisere Ergebnisse zu erreichen, da sich hier ein fast gleiches Temperaturdrift-Verhalten automatisch ergibt und somit eine Kompensation der durch Temperaturänderungen hervorgerufenen Störungen. Verstärkungsmessung (und -regelung) Ein Beispiel für die Verstärkungsmessung zeigt Bild 4: ein Sender, dessen Verstärkung mithilfe eines dualen Leistungsdetektors geregelt wird. Diese vereinfachte Signalkette besteht aus einem High-Performance IFsynthesizing DAC, einem spannungsgesteuerten Verstärker, einem Mischer/Up-Konverter und einem High-Power-Verstärker (HPA). High-Performance DACs mit Sampling-Raten von z.B. 500 MSPS sind in der Lage, synthetisch Zwischenfrequenzen (Intermediate Frequencys, IFs) von z.B. 100 MHz zu generieren. Das Signal vom Ausgang des DACs wird Nyquist-gefiltert unter Nutzung eines Bandpassfilters 100 MHz, bevor es dem spannungsgesteuerten Verstärker zugeführt wird. Dieser hat einen Differenzeingang und einen Differenzausgang. Das Filter bietet ein entsprechendes Signal. Das VGA-Ausgangs signal wird hingegen desymmetriert mit dem Balun-Transformator, da der Mischereingang unsymmetrische ist. Nach angemessener Filterung (nicht dargestellt) wird das Signal verstärkt vom HPA und mit einer Leistung von 30 W (etwa 45 dBm) auf die Antenne gegeben. Die Verstärkung der Signalkette kann durch Erfassung der Leistungen bzw. Spannungen am DAC-Ausgang und am Ausgang des HPAs ermittelt werden. Letztere wird über einen Richtkoppler ausgekoppelt, der den Pegel reduziert und einen eventuell reflektierten Anteil, der verfälschend wirken würde, unterdrückt. Die Verstärkung lässt sich auf einen bestimmten Wert durch Einstellung der Verstärkung eines der internen VGAs des dualen Detektors einstellen. Übertragungsfunktion Die Übertragungsfunktion des dualen Detektors zeigt Bild 5. Auf der genutzten Ausgangsfrequenz von 2140 MHz weist der Detektor die beste Linearität und die höchste Temperaturstabilität für Leistungspegel unter -10 dBm auf. Daher wird die vom Richtkoppler gelieferte Leistung von maximal 25 dBm kräftig gedämpft (41 dB), bevor sie auf den Detektor gegeben wird. Er erhält somit höchstens -16 dBm. Dies bedeutet einen Dynamikbereich von über 34 dB, in dem die Verstärkung geregelt werden kann. Die Leistung vom VGA an den Detektorkanal B beträgt -10 dBm, ist also nur 6 dB geringer als die Leistung für Kanal A. Da die Detektor- Eingangsimpedanz 200 Ohm beträgt, bewirkt sie nur eine moderate Pegelabsenkung am VGA-Eingang von 50 Ohm. Dies wird durch die Regelung völlig ausgeglichen. Hohe Messpräzision Wo hohe Messpräzision erforderlich ist, verdient die Temperaturstabilität des Leistungsdetektors besondere Aufmerksamkeit. Besonders kritisch sind dabei Detektoren, deren Temperaturdrift frequenzabhängig ist. Viele duale Detektoren besitzen eine aktivierbare Temperaturkompensation (Temperature Compensation Nodes). Im Beispiel erfolgte die Aktivierung für Kanal A durch Versorgung des Pins ADJ mit einem Teil der internen Referenzspannung. Der Kanal B mit seiner niedrigeren Frequenz hingegen erfordert keine Kompensation. Die Ausgänge der beiden Detektoren sind zugänglich und können separat abgetastet werden. Da die Signale intern logarithmiert wurden, kann einfach eine Subtraktion erfolgen, um zur Verstärkung zu gelangen. Diese Subtraktion erfolgt onchip, und die Information über die Verstärkung wird in Form einer Differenzspannung ausgegeben. Die Full-Scale-Differenzspannung beträgt etwa ±4 V (biased bis zu 2,5 V) mit einem Skalenfaktor von 100 mV/dB. Die Digitalisierung mit einem 10-Bit ADC mit einer LSB-Größe von ~10 mV (±5 V full scale) bedeutet eine Auflösung von etwa 0,1 dB bei der Verstärkungsmessung und somit -einstellung. Ein Beispiel zur SWR-Messung Ein solcher dualer Log Detector kann auch zur Messung der reflektierten Leistung und somit zur Ermittlung des Reflektionskoeffizienten in der Antennenleitung eingesetzt werden. In der Schaltung gemäß Bild 6 werden dazu zwei Richtkoppler genutzt, um vor- und rücklaufende Spannung zu erfassen. Auch hier ist eine Dämpfung erforderlich, bevor man die Signale auf die Detektoren geben kann. Ein typischer dualer Detector hat eine Messdynamik von etwa ±30 dB. Die entsprechende Pegelplanung für dieses Beispiel geht aus Bild 7 hervor. Der angenommene Ausgangsleistungsbereich des HPAs ist 30 dB, und zwar von 20 bis 50 dBm. In diesem Bereich soll es möglich sein, Reflektionskoeffizienten zwischen 1 (Totalreflexion, Kurzschluss oder Freilauf) bis 0,1 (10% reflektierte Spannung bzw. etwa 3% reflektierte Leistung) ausreichend genau zu messen. Jeder der beiden internen Detektoren hat einen nominalen Eingangssignalbereich von 0 bis -60 dBm. Im Beispiel wird die maximal mögliche vorlaufende 24 hf-praxis 6/2016
Messtechnik Bild 10: Zur Kalibrierung eines Log Detectors Leistung von 50 dBm um 60 dB auf -10 dBm herabgesetzt. Wenn der HPA seine minimale Leistung von 20 dBm liefert, erhält der Detektor also -40 dBm, die er noch sehr gut verarbeiten kann. Die Leistung aus dem Pfad für die rücklaufende Leistung wird auf den gleichen Wert reduziert. Das bedeutet, dass System kann reflektierte Leistung bis zur Höhe der vorlaufenden Leistung messen. Dies wird aber nicht nötig sein, da eine Shutdown- Automatik einsetzt noch bevor Totalreflexion registriert wird. Wenn der HPA beispielsweise 20 dBm liefert und die Rückflussdämpfung 20 dB beträgt, so erhält der Detektor für die rücklaufende Leistung -60 dBm. Die vorgestellte Schaltung erlaubt ein direktes Auslesen des Return Losses, gibt jedoch keine Information über vor- und rücklaufende Leistung. Dies ist hier im Gegensatz zur Verstärkungsmessung auch nicht erforderlich. Der duale Log Detector hat auch einen Ausgang, der eine Information über die Phasenlage gibt. Wegen der hohen Verstärkung im Hauptsignalpfad ist es kein Problem, diese Information auf Basis einer Signalbegrenzung zu generieren. Dazu werden die Signale der Begrenzer- Ausgänge miteinander multipliziert. Der Anzeigebereich beträgt 180° und ist bei 90° zentriert. In einer SWR-Applikation beschreibt diese Information den Phasenwinkel des reflektierten Signals vom gegenüber dem vorlaufenden Signal und kann dazu genutzt werden, die HF-Leistungslieferung an die Antenne zu optimieren. Verstärkungs regelung mit LogAmp und HF-Schalter Bild 8 zeigt einen alternativen Ansatz für die Verstärkungsmessung und -regelung, der auch auf die SWR-Messung übertragen werden kann. In dieser Applikation werden Messung und Regelung der Verstärkung der PA gefordert. Die PA läuft auf 8 GHz und hat einen Ausgangsleistungsbereich von 20 bis 50 dBm. Da es sich um eine PA mit fester Verstärkung handelt, muss ihre Ausgangsleistung über die Eingangsleistung eingestellt werden. Um Ein- und Ausgangsleistung zu detektieren, werden zwei Richtkoppler eingesetzt. Dennoch gibt es nur einen einzigen Log Detector. Die beiden Messsignale werden abwechselnd auf dessen Eingang geschaltet. Dazu kommt ein elektronischer Umschalter (singlepole, double-throw RF Switch) zum Einsatz. Der Detektor hat einen Eingangsbereich von 0 bis -50 dBm bei 8 GHz. Um die Verstärkung zu ermitteln, werden Ein- und Ausgangsleistung abwechselnd gemessen und logarithmiert. Die Ergebnisse werden dann einfach subtrahiert, um die Verstärkung zu erhalten. Sobald die Verstärkung bekannt ist, kann die digitale Regelschleife dafür sorgen, dass die Eingangsleistung der PA auf einen Wert gebracht wird, bei dem die PA die vorgegebene Ausgangsleistung liefert. Der entsprechende Pegelplan geht aus Bild 9 hervor. Dämpfung erfolgt, um die beiden Eingangsleistungspegel für den Detektor und am HF-Schalter auf für die Verarbeitung optimalen Werten zu halten. Präzise Verstärkungsmessung ohne Kalibrierung Eine dritte Methode der Verstärkungsregelung erlaubt es, die Anzahl der Bauteile noch weiter zu senken. Sie hat einige interessante Eigenschaften. So wird dieselbe Schaltung genutzt, um Ein- und Ausgangsleistung zu messen. Daher ist es möglich, ohne Hersteller-Kalibrierung oder sonstige Kalibrierung eine temperaturstabile Verstärkungsmessung zu realisieren. Ein Blick auf die nominelle Übertragungsfunktion hilft dabei, zu verstehen, warum das gelingt (Bild 10). Man erkennt, dass gilt: V OUT1 = Slope x (P IN1 - Intercept) Slope meint den nominellen Zusammenhang zwischen Eingangsspannung und Ausgangsleistung. Mit Intercept wird die zu kompensierende Offset einschließlich deren Drift bezeichnet. Um die Unbekannte PIN1 zu bekommen, schreibt man die Gleichung um: P IN1 = (V OUT1 /Slope) - Intercept Weil die Verstärkung der Unterschied zwischen den gemessenen Leistungen ist, kann man auch schreiben: Verstärkung = (V OUT1 - V OUT2 )/ Slope Der Intercept ist herausgefallen. Das bedeutet, dass eine Offsetkompensation des Detectors nicht erforderlich ist, allerdings nur dann, wenn die störende Beeinflussung für beide Detektoren gleich ist. Dies kann infolge der Integration auf einem Chip vorausgesetzt werden. Der typische Wert der Slope kann direkt dem Datenblatt entnommen werden. Ausgangsleistungs- Anzeige Bei der Verstärkungsmessung mit einem einzigen Log Detektor wird die Leistung erfasst, um die Verstärkung zu berechnen. Daher gehört nicht viel dazu, die Messgröße „Leistung“ auch zur Anzeige zu bringen. Ohne Kalibrierung ist dies jedoch nicht präzise möglich. Um die Schaltung zu kalibrieren, muss die Antenne durch ein Power Meter ersetzt werden. Dieses zeigt die Ausgangsleistung an; parallel dazu wird die Detektor-Eingangsspannung oder die Detektorspannung an einem zugänglichen Punkt im linearen Bereich des Detectors. Die Ergebnisse werden dann genutzt, um Slope und Intercept des Detektors zu kalibrieren. Für optimale Präzision hierbei haben die Hersteller oft ein Temperaturkompensations-Pin vorgesehen. Ein Widerstand an diesem Pin und Masse reduziert hier die Temperaturdrift um etwa ±0,5 dB auf der Arbeitsfrequenz von 8 GHz. Es ist nicht erforderlich, noch weitere Maßnahmen zur Kalibrierung oder Temperaturkompensation vorzusehen. Fazit Aufgrund ihrer Linear-in-dB- Übertragungsfunktion können LogAmps genutzt werden, um auf einfache Weise eine Gainoder Power-Regelung zu realisieren. Wenn dabei duale Bausteine eingesetzt werden, kann man eine sehr hohe Messgenauig keit erreichen. In einigen Fällen ist dies auch ohne fabrikmäßige Kalibrierung möglich. In jedem Fall muss man allerdings die Signalpegel sorgfältig planen, damit der Power Detectors seine bestmögliche Leistungsfähigkeit, also optimale Linearität und Temperaturstabilität, entfalten kann. hf-praxis 6/2016 25
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