Editorial Sind Touchscreens noch zeitgemäß? Wer traut sich denn heute noch, eine Oberfläche anzufassen, bei der er nicht weiß, wer sie vorher berührt hat? Das klassische HMI setzt für die Eingabe nun mal auf Taster, Schalter, Tastatur, Maus und Touchscreen. Wird der Touchscreen unter dem Aspekt der Hygiene nicht gefährlich – sollten wir uns nach alternativen Eingabemöglichkeiten umsehen? Es gibt weitere Gründe, die Touchscreens in Frage stellen: Sind die Hände nicht mehr frei oder verschmutzt? Ist eine Berührung nicht erlaubt, wie in der Lebensmittelherstellung oder im Chemielabor, oder möchte man darauf verzichten, um sich selbst zu schützen? Sehen wir uns ein paar Alternativen an. Rudolf Sosnowsky ist Technischer Leiter/Chief Technology Officer bei HY-LINE Computer Components Vertriebs GmbH Der Infrarot-Touchscreen erlebt gerade eine Renaissance. Ohne Berührung unterbricht der Finger einen Lichtvorhang und muss dabei nicht auf einer Oberfläche landen. Vor einer bedruckten oder gravierten Platte kann er auch ohne Display eingesetzt werden. Der holografische Touchscreen projiziert wiederum eine Bedienoberfläche in die Luft. Virtuelle Berührungen dieser Oberfläche detektiert ein Infrarot-Touchsensor. Er bewährt sich an Orten, wo viele Menschen nacheinander ein Gerät bedienen wollen, beispielsweise einen Aufzug, einen Ticketautomaten oder eine Kaffeemaschine im Hotel. Hygiene steht dabei an oberster Stelle. Eine neue Entwicklung ist der hygienische Touchscreen, der eine immer frisch desinfizierte Oberfläche zur Verfügung stellt. Sie muss zur Bedienung nicht einmal berührt werden: Das Deckglas ist nur zur Hälfte sichtbar. Nachdem der Bediener einen Vorgang wie das Lösen einer Fahrkarte oder die Eingabe von Check-in-Daten beendet hat, fährt der offene, potenziell infizierte Teil des Deckglases in einen verdeckten Bereich und wird dort mit UV-C-Strahlung desinfiziert. Das Verfahren kommt ohne Verbrauchsmaterialien wie Folien oder Spray aus und unterliegt keinem Verschleiß. Fahrt nimmt auch die Sprachsteuerung auf. Für Anwendungen im professionellen Bereich gibt es immer mehr Nachfragen nach Offline-Versionen, die die Erkennung lokal ohne Internet-Anbindung leistet. Auch hier spielt die „Hands free“-Idee eine Rolle. Für Eingaben, die mehr qualitativ sein können, wie etwa „lauter – leiser“, „höher – tiefer“ eignet sich die Gestensteuerung. Aus einem Katalog steht eine ganze Reihe von Bewegungen zur Verfügung, die als Geste interpretiert und in eine Gerätefunktion umgesetzt werden können. Eye Tracking ist sowohl als autarke Technik etabliert, um dort zu steuern, wo keine Hand frei ist, als auch als Hilfstechnologie für AR und VR. Die Position der Pupillen kann hier zur Orientierung im Raum verwendet werden. AR und VR ermöglichen ein intensives Nutzererlebnis durch visuelles und auditives Eintauchen. Aus der Consumer- und Gaming-Welt bekannt, kann die Überlagerung zusätzlicher Informationen eine Hilfe bei der Fehlersuche und Reparatur darstellen. Die Virtual Reality visualisiert das neue Modell aus dem CAD und passt es in das Umfeld der neuen Maschine ein. In beiden Fällen, AR und VR, erfolgt die Eingabe über eine Kamera, die Handgesten im realen Raum erkennt. Obwohl es viele konkurrierende Technologien gibt, ist der klassische Touchscreen noch nicht am Ende. Neue Technologien erweitern die Möglichkeit der Interaktion zwischen Mensch und Maschine, die wir mit dem Begriff HMI 5.0 zusammenfassen: Multi-sensuelle Kommunikation nach Bedarf – Auswahl genau der Technologie, die zur Anwendung passt. Dabei spielt auch das GUI, das Graphical User Interface und die Benutzerführung zur intuitiven Bedienung eine große Rolle. Ist der Touchscreen überholt? Nein, noch lange nicht! PC & Industrie 6/2021 3
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Wer vertritt wen? 3M Touch Systems
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